Conrad Wilhelm Meyersieck (* 4. Januar 1873 in Chemnitz; † 12. Juli 1936 in Barcelona) war ein Ingenieur und Filmregisseur, der vor allem auf der Iberischen Halbinsel wirkte. [Bilder: hier]
Conrad Wilhelm Meyersieck (auch Meyersick) wurde 1873 in Chemnitz geboren, als jüngster Sohn von Johann Heinrich Ludwig August Meyersieck (* 4. Februar 1829 in Braunschweig; † 6. Oktober 1900 in Chemnitz), Lehrer des öffentl. Handelslehranstalt und der techn. Staatslehranstalt in Chemnitz, auch Musikdirektor des Konservatoriums zu Chemnitz, und Minna Klara Hinkel (* 30. Januar 1835 in Chemnitz; † 30. November 1938 in Chemnitz), Tochter des Industrieller und Stadtrat zu Chemnitz Friedrich Otto Hinkel (1792–1852), ein Neffe des Chemnitzer Freiheitskämpfer und Dichters, Carl Gottlieb Hinkel (1793–1817).
Nachdem er bereits in seiner Kindheit u.a. Flugmaschinen zeichnete und Bildkästen baute und später in Dresden ein Ingenieursstudium begann, ging er 1896 an die Victoria University (heute University of Manchester). Dort studierte er weiter und entwickelte zudem eine Leidenschaft für das aufkommende Kino. 1905 reiste er nach Paris, wo er Louis Feuillade kennenlernte.
Nach seinem Studium blieb er in England, wo er für die Howard & Bullough Werke in Accrington (heute Teil Hyndburns) arbeitete. Ein tödlicher Segelunfall seines älteren Bruders veranlasste ihn zur Rückkehr nach Chemnitz, um dort die Moritz Rockstroh & Hinkel GmbH seines Onkels weiter zu leiten. Mitte 1907 heiratete Meyersieck Selma Graetz, eine kultivierte Frau aus der Familie der Windisch-Graetz. Sie war Musiklehrerin und Theaterschauspielerin und verstärkte sein Interesse an der Kunst. Nach einem Zwischenstopp 1910 in Wien, wo er mit einer Reihe deutsch-österreichischer Filmschaffenden zusammentraf, zog das Paar danach nach London, wo Meyersieck eine Anstellung als Ingenieur bei der Firma Edwin J. Brett & Co annahm. Er war fortan verantwortlich für die Montage von Produktionseinheiten der Maschinenbaufirma auf der Iberischen Halbinsel. 1913 zog das Paar nach Barcelona, Schwerpunkt der spanischen Textilindustrie. Das kulturelle Leben der Stadt zog die beiden stark an, insbesondere sahen sie sich häufig Filme in den Kinos der Stadt an.
Seine Arbeit ließ Meyersieck häufig in ganz Spanien reisen, wo er Maschinen installierte. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 reduzierten sich seine Dienstreisen stark, und er verbrachte nun viel Zeit mit den Kulturschaffenden in Barcelona. Seine Kenntnisse des internationalen Kinos machten ihn zu einem häufigen Gast u.a. der Treffen im Café Maison Doree, wo auch Fructuós Gelabert verkehrte. Zu der Zeit lernte er auch den französischen Kameramann Anatole Thiberville, mit dem er bei seinem The Imposter of Alcala zusammen arbeiten sollte, und den italienischen Regisseur Rino Lupo kennen, der in Spanien (als Cesarino bekannt) und in Portugal drehte.
Im Juli 1918 kam Meyersieck erstmals nach Portugal, wo die Textilindustrie nach Ende des Weltkriegs beachtlichen Aufschwung nahm. Als Spezialist für Jacquardwebstühle arbeitete er insbesondere im Norden Portugals. Die Maschinen der Firma Edwin J. Brett & Co waren sehr gefragt, und Meyersieck hielt sich nun häufig in Nordportugal auf. Er machte die Bekanntschaft des englischen Ingenieurs James Lickfold, der hier die Guimarães Steam Linen Factory gegründet hatte und Meyersieck mit dem Aufbau einer bedeutenden Anlage in der Stadt Guimarães beauftragte. So blieb Meyersieck von Februar bis Juli 1920 in der Stadt. Er fiel hier auch durch seine Leidenschaft für das Kino auf. So war er häufiger Gast in den Kinos der Stadt, und er drehte hier den größten Teil seines ersten Films, The Scoundrel (port.: O Fascínora).
Nachdem er die Produktionseinheit in Guimarães im Juli 1920 aufgebaut hatte, kehrte Meyersieck nach Barcelona zurück. 1922 drehte er dort und in Alcalá de Henares seinen zweiten Film, The Imposter of Alcalá. Nach Portugal kam er danach noch ein Mal, auf Einladung des Regisseurs Rino Lupo in Lissabon 1927. Im Juli 1936, im beginnenden Spanischen Bürgerkrieg, entschlief Meyersick friedlich in Barcelona in Anwesenheit seiner Frau Selma.
Im Zusammenhang mit der Kulturhauptstadt Europas 2012 erhielt die Stadt Guimarães Fragmente des Films O Fascínora von einem spanischen Sammler, der sie im gleichen Jahr von einem deutschen Händler erworben hatte. Passend dazu hatte 2012 in Portugal der Kurzfilm O Fascínora Premiere, ein Remake des portugiesischen Regisseurs Paulo Abreu. Mit Filmmusik von The Legendary Tigerman und Rita Redshoes, basiert das Werk auf den Fragmenten des gleichnamigen Films, den Meyersieck 1920 in Guimarães drehte.
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